Kloster Chorin: Ein historisches Juwel der norddeutschen Backsteingotik
Zwischen uralten Buchen, sanften Hügeln und dem stillen Amtssee erhebt sich das Kloster Chorin – ein Ort voller Geschichte. 1258 auf dem Pehlitzwerder gegründet, wurde es 1272 an den heutigen Standort in Brandenburg verlegt. Dort entstand eine der beeindruckendsten Klosteranlagen der norddeutschen Backsteingotik.
Inhaltsverzeichnis
Lage & Umgebung: Natur trifft Kultur
Das Kloster liegt idyllisch in der uckermärkischen Endmoränenlandschaft nahe Eberswalde (Brandenburg). Die Region ist ideal für Wanderfreunde, Naturbeobachter, Kulturinteressierte und Architekturliebhaber.
Tipp: Direkt am Amtssee mit Bade- und Picknickmöglichkeiten – perfekt für einen Tagesausflug.

Architektur: Backsteinpracht mit Geschichte
Was viele nicht wissen: Die Bauweise des Klosters Chorin war für ihre Zeit nicht nur ästhetisch, sondern auch funktional fortschrittlich. Die verwendeten Backsteine wurden direkt vor Ort aus Ton gebrannt – ein kluges Vorgehen, das Transportwege sparte und die Bauzeit verkürzte. Auch das ausgeklügelte Belüftungssystem der Gewölbe und die Lichtführung durch hohe Maßwerkfenster zeigen, wie durchdacht die Planung war. Die Westfassade, so prächtig sie heute erscheint, folgt dennoch strikt der Ordensregel der Zisterzienser: Keine Türme, keine figürliche Darstellung – alles sollte der inneren Einkehr dienen.
Dennoch schufen die Baumeister mit wenigen Mitteln eine beeindruckende Raumwirkung. Selbst Details wie die krabbenbesetzten Ziergiebel, die kunstvoll gearbeiteten Konsolen im Kreuzgang oder die polygonalen Treppentürme machen das Bauwerk zu einem kunsthistorischen Lehrbuch der Frühgotik.
Die Anlage beeindruckt durch klare Formen, schlichte Eleganz und filigrane Details. Erhalten geblieben sind:
- Dreischiffige Basilika mit Querhaus
- Maßwerkfenster, Rosetten, Ziergiebel
- Westfassade mit eindrucksvoller Optik
- Küche mit offenem Kamin
- Teile des Kreuzgangs
- Konversenflügel mit Refektorium
„Das Kloster Chorin ist ein Bauwerk, das sich dem Besucher nicht aufdrängt, sondern still wirkt.“ – Besucherzitat

Raumgefühl aus Licht, Stein und Stille
Wer durch den Kreuzgang des Klosters Chorin schreitet, bewegt sich unter einem Gewölbe aus jahrhundertealten Backsteinen, das in eleganten spitzbogigen Kreuzrippen zusammenläuft. Die Bauform stammt eindeutig aus der frühgotischen Phase, auch wenn man an der Massivität und Schlichtheit der Bögen noch den romanischen Ursprung des Klosters erahnen kann. Die feinen Rippen, die sich an den Wänden wie Adern entlangziehen, treffen sich in handgeformten Schlusssteinen – ein faszinierendes Spiel aus Statik und Ästhetik.
Das Licht fällt durch die offenen Seitenbögen und malt Muster auf die rauen Wände. Die Struktur des Mauerwerks, mit ihrem Wechselspiel aus warmem Rot und abgenutztem Grau, erzählt Geschichten aus Jahrhunderten. Kein Schmuck, keine Farbe – und doch wirkt dieser Ort fast sakral.
„Die Schönheit liegt nicht im Prunk, sondern in der Harmonie von Form, Licht und Funktion.“ – Architekturführung Kloster Chorin
Gerade diese Reduktion macht den Reiz der Zisterzienserarchitektur aus: Alles ist auf das Wesentliche konzentriert. Und gerade deshalb wirkt es bis heute so kraftvoll und beruhigend.
Geschichte in Etappen
Zeitspanne | Ereignisse |
---|---|
1258 | Gründung auf dem Pehlitzwerder als „Kloster Mariensee“ |
1272 | Umzug nach Chorin |
bis 1319 | Hauskloster der askanischen Markgrafen |
ab 1542 | Säkularisierung – Übernahme durch brandenburgischen Landesherrn |
17.–18. Jh. | Verfall durch Abdeckungen und Plünderungen |
ab 1828 | Rettung durch Karl Friedrich Schinkel |
ab 1960 | Konzerte, Restaurierungen und neue Nutzung |
Klosterbier und Brauhaus: Flüssiges Kulturgut im Westflügel
Die Zisterzienser waren nicht nur fromme Bauherren, sondern auch geschickte Braumeister. Im Kloster Chorin befand sich ein eigenes Brauhaus, das bis heute als einziges erhaltenes Wirtschaftsgebäude der Anlage gilt. Es liegt an der Südwestecke des Kreuzgangs und war eng mit der Klosterküche und dem Refektorium verbunden – ein Hinweis darauf, dass das selbstgebraute Bier ein fester Bestandteil des klösterlichen Alltags war.
Im Mittelalter galt Bier als sicheres Getränk, vor allem im Vergleich zum oft verunreinigten Wasser. Es war nahrhaft, lange haltbar und in den Fastenzeiten sogar erlaubt – „flüssiges Brot“ nannten es die Mönche scherzhaft. Ob Chorin eine eigene Rezeptur hatte, ist nicht belegt. Doch die Existenz eines Brauhauses zeigt, dass die Mönche auch hier autark und organisiert wirtschafteten.
„Wer Wasser trinkt, riskiert Krankheit. Wer Bier braut, rettet Leben.“ – Mönchsspruch aus dem 13. Jahrhundert
Heute ist das Choriner Brauhaus ein stiller Zeuge dieser Tradition. Es wird nicht mehr genutzt, doch sein Standort und seine Bauweise erzählen viel über den klösterlichen Alltag, in dem Spiritualität und Handwerk eng miteinander verbunden waren.
Ausstellungen und Museum
Das Kloster Chorin bietet Besuchern mehrere Ausstellungen und ein Museum, die vielfältige Einblicke in die Geschichte, Kunst und Klosterkultur ermöglichen.
Im ehemaligen Abthaus und Ostflügel befinden sich Dauerausstellungen, die das Leben und Arbeiten der Zisterziensermönche zeigen. Außerdem wird dort die Entdeckung des Klosters und die denkmalpflegerischen Bemühungen von Karl Friedrich Schinkel dargestellt. Ein integrierter Film veranschaulicht das klösterliche Leben mit Szenen aus Gebet, Arbeit und Speisesaal und schafft durch alte Holzbänke eine authentische Atmosphäre.
Darüber hinaus finden im historischen Infirmarium vierteljährlich wechselnde Sonder- und Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst statt. Diese Ausstellungen greifen die landschaftliche Umgebung, die Geschichte und den Charakter des Klosters auf und präsentieren Malerei, Grafik, keramische Plastiken sowie Installationen.

Der Choriner Musiksommer: Klang in der Klosterruine
Seit 1967 finden im Kirchenschiff regelmäßig Konzerte statt. Die großartige Akustik macht den Choriner Musiksommer zu einem Anziehungspunkt für Musikliebhaber aus ganz Deutschland.
🎼 Mehr Infos: choriner-musiksommer.de
Natur & Erlebnis rund ums Kloster
Die Umgebung bietet viel zu entdecken:
- Amtssee mit Badestelle, Booten und Wasservögeln
- Weinberg mit über 200 Jahre alten Buchen
- Naturlehrpfad mit seltenen Baumarten wie Douglasie und Eibe
- Fast vollständig erhaltene Klosterschmiede
- Alte Klosterschenke – ein uriges Gasthaus mit Geschichte

Flora & Fauna: Beobachten, staunen, genießen
In der abwechslungsreichen Landschaft leben Seeadler, Fischadler, Schwarzmilan, Reiher, Enten, Schwäne, Spechte, Störche und Buchfinken. Besonders sehenswert ist das Schutzgebiet Plagefenn – ein echtes Naturparadies.
Praktische Infos für Ihren Besuch
Kategorie | Information |
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Adresse | Amt Chorin, 16230 Chorin |
Anfahrt | Auto, Fahrrad oder Bahn (Bahnhof Chorin Kloster) |
Eintritt | Saisonabhängig – Infos auf kloster-chorin.org |
Beste Reisezeit | Frühling bis Herbst; besonders schön im Sommer zum Musiksommer |
Parken | Ausgewiesene Parkplätze vorhanden |
Mehr Infos zum Bahnhof Chorin, einem Naturbahnhof, nahe dem Kloster Chorin gelegen, finden Sie hinter dem Link.
Kloster Chorin Öffnungszeiten der Klosteranlage
Die Besichtigung des Klosters Chorin ist nur während der offiziellen Öffnungszeiten möglich. Von April bis Oktober ist die Anlage täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet, in der Winterzeit von November bis März jeweils von 10 bis 16 Uhr. An Heiligabend (24.12.) und Silvester (31.12.) bleibt das Kloster geschlossen. Außerhalb dieser Zeiten ist das Gelände nicht zugänglich, da es sich um eine geschlossene Anlage handelt. Bei Sonderveranstaltungen können die Öffnungszeiten abweichen. Ein Besuch außerhalb der regulären Zeiten ist leider nicht möglich.
- Sommerzeit (25. März bis 28. Oktober): täglich 9 bis 18 Uhr
- Winterzeit (29. Oktober bis 24. März): täglich 10 bis 16 Uhr
Kloster Chorin – Erfrischung und kleine Pausen vor Ort
Besucher können sich im sanierten Nebengebäude nahe dem Eingang eine kleine Auszeit gönnen. Dort gibt es einen saisonalen Verkaufsstand mit verschiedenen Eissorten, kalten Getränken und kleinen Snacks. Oft werden auch regionaltypische Produkte oder Mitbringsel angeboten.
Tipp: An warmen Tagen lädt der Klostergarten mit Blick auf die alten Backsteinmauern und schattigen Bäumen zum Verweilen und Erfrischen ein.

Warum Kloster Chorin so besonders ist
Kloster Chorin ist mehr als ein Relikt mittelalterlicher Baukunst. Es ist ein stiller Zeuge kultureller, sozialer und landschaftlicher Veränderungen über viele Jahrhunderte. Besonders macht es die Kombination aus spiritueller Vergangenheit, wissenschaftlicher Nutzung und moderner Kultur.
Während des 18. und 19. Jahrhunderts wurde die Anlage zeitweise landwirtschaftlich genutzt, später zur Keimzelle forstlicher Forschung: Die ehemalige Klosteranlage war eng mit der Entwicklung der Forstwirtschaft in Eberswalde verbunden. Sogar Versuchsflächen mit exotischen Baumarten wie Douglasie oder Eibe wurden am benachbarten Weinberg angelegt. Heute ist Chorin ein lebendiges Denkmal, das Architektur, Naturpädagogik und Musik auf einzigartige Weise verbindet – eingebettet in eine Landschaft, die von Gletschern geformt wurde. Ein Ort, an dem sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft berühren
Fazit: Warum sich ein Besuch lohnt
Kloster Chorin lädt zum Innehalten, Staunen und Lernen ein. Ob Musikgenuss, Spaziergänge durch historische Mauern oder das Beobachten von Seeadlern – dieser Ort bleibt unvergesslich.
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