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Wasserturm von Wolfswinkel in Eberwalde - Blick von der Brücke an der Eisenspalterei

Papierfabrik Wolfswinkel mit Wasserturm

Die Papierfabrik Wolfswinkel in Eberswalde – Verborgene Geschichte eines Lost Places und neue Visionen

Ein Stück Industriegeschichte mitten in der Natur

Wer heute entlang der Finow spaziert, kann die eindrucksvolle Silhouette der Papierfabrik Wolfswinkel nicht übersehen. Hoch ragt der Wasserturm Wolfswinkel aus den verlassenen Ruinen empor – ein stiller Zeuge einer 265-jährigen Industriegeschichte, die einst Eberswalde prägte. Einst eine bedeutende Produktionsstätte für Papier, ist das Areal heute ein Lost Place mit faszinierender Vergangenheit und ungewisser Zukunft.

Von der Papiermühle zur Großfabrik

Die Anfänge der Papierproduktion in Wolfswinkel gehen auf das Jahr 1765 zurück. Damals wurde die Papiermühle als Ersatz für eine ältere Anlage errichtet, die im Siebenjährigen Krieg zerstört wurde. Unter Johann Friedrich Nitsche entwickelte sich der Betrieb ab 1812 zu einer der bedeutendsten Papierfabriken der Region. Besonders mit der Einführung industrieller Maschinen im 19. Jahrhundert erlebte Wolfswinkel eine Blütezeit.

Einige Meilensteine der Papierfabrik:

  • 1834: Anschaffung der ersten englischen Papiermaschine
  • 1865: Karl Marggraff wird Teilhaber und treibt den Ausbau voran
  • 1917: Übernahme durch die Siemens-Schuckertwerke
  • 1957: Produktion von handgeschöpftem Büttenpapier – weltweit gefragt
  • 1994: Endgültige Stilllegung der Produktion

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnte eine vollständige Demontage durch die Sowjets nur durch das Engagement ehemaliger Mitarbeiter verhindert werden. Dennoch setzte nach der Wende der wirtschaftliche Niedergang ein, und die traditionsreiche Papierfabrik musste 1994 schließen.

Der Wasserturm Wolfswinkel – das Wahrzeichen des Areals

Der Wasserturm ist das markanteste Bauwerk der alten Fabrik. Seine massiven Ziegelwände und die charakteristische Architektur machen ihn zu einem beliebten Fotomotiv. Mit seinem achteckigen Grundriss und den filigranen Verzierungen an der Fassade ist er ein bemerkenswertes Beispiel für die Industriearchitektur des späten 19. Jahrhunderts. Errichtet wurde der Turm um 1917/1918, um die Papierfabrik zuverlässig mit Wasser zu versorgen. Sein Wassertank umfasst 100 Kubikmeter.

Pläne zur Umnutzung als Wohnraum oder kulturelle Einrichtung bestehen bereits – doch die Zukunft des Turms bleibt ungewiss. Der Turm bleibt ein auffälliges Wahrzeichen und steht in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der Papierfabrik Wolfswinkel, die eine bedeutende Rolle in der Industriegeschichte der Region spielte.

Ein besonders eindrucksvoller Blick auf den Wasserturm bietet sich von der Brücke an der Eisenspalterei. Von hier aus öffnet sich eine Perspektive auf das gesamte Areal, bei der die Silhouette des Turms majestätisch über den verfallenen Gebäuden thront. Besonders in den frühen Morgenstunden oder bei Sonnenuntergang entfaltet dieser Blick eine fast magische Atmosphäre – ein Paradies für Fotografen und Geschichtsliebhaber gleichermaßen.

Service

Die Papierfabrik Wolfswinkel mit dem markanten Wasserturm befindet sich in der Straße Wolfswinkel 3, 16227 Eberswalde.

Ein Lost Place mit Zukunft?

Das Gelände der Papierfabrik Wolfswinkel ist nicht öffentlich zugänglich, aber von der gegenüberliegenden Seite der Finow lässt sich ein beeindruckender Blick auf die Ruinen werfen. In den letzten Jahren gab es immer wieder Konzepte für eine neue Nutzung des Areals:

Jahr Idee Status
2000er Künstlerdorf Nicht realisiert
2010 Wohnquartier mit Loft-Wohnungen Gescheitert
2020 Konzept für ein Mischquartier mit Kultur- und Gewerbeflächen In Diskussion

Eine besondere Vision ist die Umnutzung des Wasserturms als temporäres Wohnen – eine außergewöhnliche Idee, die dem Bauwerk eine völlig neue Funktion geben würde.

Ein Ort voller Geheimnisse

Wer sich für Lost Places interessiert, wird in Wolfswinkel fündig. Zwischen überwucherten Wegen, mit Graffiti verzierten Wänden und den Überresten vergangener Industriekultur erzählt jeder Winkel eine Geschichte. Es ist ein Ort, an dem Vergangenheit und Zukunft aufeinandertreffen.

Ob die Papierfabrik Wolfswinkel eines Tages zu neuem Leben erwacht, bleibt abzuwarten. Bis dahin bleibt sie ein faszinierendes Relikt – und vielleicht eines der spannendsten Fotomotive Eberswaldes.

Ganz in der Nähe ist ein weiterer Lost Places von Eberswalde: Die Eisenspalterei mit einer der nicht sanierten Borsighallen.

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  • Beitrags-Kategorie:Sehenswürdigkeiten
  • Beitrag zuletzt geändert am:15. Februar 2025