Das Urstromtal in Eberswalde – Das wohl berühmteste Urstromtal Deutschlands
Das Eberswalder Urstromtal ist wohl das bekannteste Urstromtal Deutschlands – und das nicht nur unter Geografen. Generationen von Schülerinnen und Schülern kennen das grün eingefärbte Tal von der Reliefkarte, die im Geographieunterricht an keiner Schule fehlte. Kaum eine andere Landschaftsform wurde so anschaulich und einprägsam vermittelt wie dieses breite, flache Tal, das sich quer durch das nördliche Brandenburg zieht.
Inhaltsverzeichnis
Die Karte, die bis heute vielen Eberswaldern und Geografie-Interessierten präsent ist, zeigt das Eberswalder Urstromtal als markantes, grünes Band zwischen den gelb und braun gefärbten Höhenzügen der End- und Grundmoränen. Für viele war und ist diese Darstellung der erste Berührungspunkt mit der faszinierenden Landschaftsgeschichte der Region – und ein Paradebeispiel dafür, wie die Eiszeit das heutige Nordostdeutschland geformt hat.
Wo genau verläuft das Eberswalder Urstromtal?
Das Eberswalder Urstromtal verläuft direkt durch das Stadtgebiet von Eberswalde und ist dort als breite, flache Talniederung ausgeprägt. Es zieht sich in Ost-West-Richtung, wobei die Stadt Eberswalde selbst im Urstromtal liegt. Der Finowkanal und der Oder-Havel-Kanal folgen in ihrem Verlauf dem Urstromtal und sind zentrale Landschaftselemente, die das Tal sichtbar machen.
Seine Entstehung durch die Kraft der Eiszeit
Das Eberswalder Urstromtal entstand am Ende der letzten Eiszeit, vor etwa 18.000 bis 15.000 Jahren. Damals bedeckte ein mächtiger Eispanzer große Teile Norddeutschlands. Als das Klima milder wurde und das Eis schmolz, mussten gewaltige Mengen Schmelzwasser abfließen. Weil das Eis den Weg nach Norden versperrte, strömte das Wasser entlang des Eisrandes nach Westen und schuf dabei breite Täler: die Urstromtäler.
Dieses Wasser formte ein breites, flaches Tal, das als Urstromtal bezeichnet wird. Es diente als riesiger Abflusskanal für die Schmelzwässer der Gletscher und prägt bis heute die Topographie der Region. Die charakteristische Breite und die relativ flachen Hänge unterscheiden das Urstromtal deutlich von den steileren Tälern, die durch Flüsse in anderen Regionen gebildet wurden.
Dieses Urstromtal mit Namen Eberswalde ist das nördlichste und jüngste der brandenburgischen Urstromtäler. Es zieht sich von Polen über Eberswalde bis nach Fehrbellin und ist stellenweise bis zu 20 Kilometer breit. Die gewaltigen Wassermassen lagerten Sande und Kiese ab, die heute den Untergrund der Talniederung bilden.
Die glaziale Serie im Relief – Landschaft zum Anfassen
Die oben gezeigte Reliefkarte macht die typische glaziale Serie im Raum Eberswalde anschaulich sichtbar:
- Urstromtal (grün): Das breite, flache Band in der Kartenmitte ist das Eberswalder Urstromtal. Hier verliefen einst die gewaltigen Schmelzwasserströme der Eiszeit. Die Karte zeigt auch die Flüsse und Kanäle, wie den Finowkanal und den Oder-Havel-Kanal, die dem Verlauf des Urstromtals folgen.
- Endmoränen (braun): Die hügeligen, dunkleren Bereiche nördlich und südlich des Urstromtals entstanden am Rand des Gletschers durch abgelagertes Material.
- Grundmoränen (gelb): Die flacheren, gelblichen Flächen sind Überreste des Gletschervorfelds, das vom Eis überfahren und geformt wurde.
- Sander: Zwischen Endmoränen und Urstromtal liegen sandige, leicht erhöhte Flächen – die Sander, die durch Schmelzwasserströme entstanden.
Die Stadt Eberswalde liegt am Südrand des Urstromtals, eingerahmt von den Höhenzügen der Endmoränen. Flüsse wie die Finow und Kanäle wie der Finowkanal und der Oder-Havel-Kanal folgen dem Verlauf des Urstromtals und sind wichtige Elemente der heutigen Kulturlandschaft.

Reliefkarte der glazialen Serie, Geographisches Institut der HU Berlin, Sammlung, Aufnahme: Oliver Zauzig, Lizenz: CC BY 3.0 DE
Landschaft, Natur und Nutzung heute
Heute ist das Eberswalder Urstromtal eine bedeutende Landschaftsform mit vielfältiger Nutzung. Das Tal ist geprägt von fruchtbaren Böden, die vor allem landwirtschaftlich genutzt werden. Außerdem finden sich hier zahlreiche Feuchtgebiete und Seen, die wichtige Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten bieten.
Das Eberswalder Urstromtal ist heute eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft:
- Wälder und Moore: Die sandigen Böden des Urstromtals sind von Kiefernwäldern, Feuchtwiesen und Mooren geprägt. In den Senken haben sich zahlreiche Feuchtgebiete gebildet, die seltenen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten.
- Gewässer: Der Finowkanal, einer der ältesten künstlichen Wasserstraßen Deutschlands, und der Oder-Havel-Kanal verlaufen durch das Tal. Auch zahlreiche kleine Seen und Flüsse prägen die Landschaft.
- Siedlungen: Neben der Stadt Eberswalde liegen viele Dörfer und Siedlungen am Rand oder im Urstromtal. Die fruchtbaren Böden der Niederung werden seit Jahrhunderten landwirtschaftlich genutzt.
Neben der Landwirtschaft spielt das Tal auch für den Tourismus eine Rolle: Wander- und Radwege entlang des Tals laden zur Erkundung der besonderen Natur- und Kulturlandschaft ein. Zudem erinnern verschiedene geologische Lehrpfade und Informationsstellen an die Entstehung des Urstromtals und seine Bedeutung für die Landschaftsgeschichte.


Eine für die Wissenschaft und den Naturschutz wichtige Landschaftsform
Für Geografen ist das Eberswalder Urstromtal ein Paradebeispiel für die Wirkung der Eiszeit. Die Landschaft zeigt die klassische glaziale Serie, wie sie in keinem Lehrbuch besser illustriert werden könnte. Die Region ist zudem ein Hotspot für den Naturschutz: Moore, Feuchtwiesen und Altarme bieten seltenen Arten wie Kranichen, Bibern und Orchideen wertvolle Rückzugsräume. Viele dieser Gebiete stehen heute unter Schutz, etwa das Naturschutzgebiet Nonnenfließ-Schwärzetal.
Das Urstromtal hautnah erleben
Neben der Landwirtschaft spielt das Tal auch für den Tourismus eine Rolle: Wander- und Radwege entlang des Tals laden zur Erkundung der besonderen Natur- und Kulturlandschaft ein. Zudem erinnern verschiedene geologische Lehrpfade und Informationsstellen an die Entstehung des Urstromtals und seine Bedeutung für die Landschaftsgeschichte.
Wer das Eberswalder Urstromtal entdecken möchte, findet zahlreiche Möglichkeiten:
- Wanderungen und Radtouren entlang des Finowkanals oder durch die angrenzenden Wälder und Moore. Der Finowkanal verläuft mitten durch das Urstromtal und ist ein zentrales Landschaftselement. Entlang des Kanals, zum Beispiel am Familiengarten Eberswalde oder an den Uferwegen, kann man die Weite und die typische Talform besonders gut wahrnehmen.
- Besuch des Familiengartens Eberswalde, der direkt am Südrand des Urstromtals liegt. Der Familiengarten liegt direkt am Südrand des Urstromtals. Von hier aus hat man einen guten Blick über die Talniederung und kann die Übergänge zu den angrenzenden Moränenhügeln erkennen.
- Aussichtspunkte auf den Endmoränenzügen nördlich und südlich der Stadt, von denen man das Relief der Eiszeitlandschaft besonders gut überblicken kann. Wer einen Überblick über das Urstromtal haben möchte, kann von den nördlich oder südlich gelegenen Moränenhügeln (zum Beispiel im Bereich um Britz oder am Rand des Stadtteils Finow) auf das breite Tal hinabschauen
- Ein besonders schöner Abschnitt ist der Bereich zwischen dem Familiengarten und dem Schiffshebewerk Niederfinow. Hier kann man die Dimensionen des Urstromtals gut erkennen und gleichzeitig die technischen Bauwerke erleben, die das Tal durchqueren.
- Naturbeobachtung in den Schutzgebieten, in denen mit etwas Glück Biber, Kraniche oder seltene Pflanzen zu entdecken sind.
- Besuch des Geoparks Groß Ziethen mit dem Eiszeitmuseum, dort kann eine Nachbildung einer Glazialen Serie mit einem Urstromtal in beeindruckender Größe als Modell im Außenbereich erkundet werden. Im Museum gibt es zahlreiche Exponate und Filme zum Thema.


Es existieren auch an verschiedenen Orten kleinere Informationstafeln, zum Beispiel am Finowkanal, im Familiengarten oder entlang von Wanderwegen rund um die Stadt. Diese Tafeln behandeln meist Themen wie die Eiszeit, die Entstehung der Landschaft oder die Besonderheiten der Region und erwähnen dabei auch das Urstromtal.
Tipp für Geografie-Interessierte:
Ein genauer Blick auf das Relief und die Landschaft rund um Eberswalde lohnt sich – hier lässt sich die glaziale Serie „live“ erleben und verstehen, wie die Eiszeit Norddeutschland geformt hat.
Fazit
Das Eberswalder Urstromtal ist weit mehr als ein geografischer Begriff – es ist ein lebendiges Zeugnis der Erdgeschichte, das bis heute das Gesicht der Region prägt. Das Eberswalder Urstromtal ist die breite Niederung, in der die Stadt Eberswalde liegt – besonders gut erkennbar entlang des Finowkanals und der Finowniederung. Die berühmte Reliefkarte hat Generationen von Menschen für die Landschaft begeistert und macht das Urstromtal zum wohl bekanntesten seiner Art in Deutschland. Wer heute durch Eberswalde und Umgebung wandert, steht auf dem Grund eines uralten Schmelzwasserstroms – und kann die Spuren der Eiszeit mit eigenen Augen erleben. Entlang der Wander- und Radwege am Finowkanal oder durch die Niederung zwischen Eberswalde und Niederfinow erlebt man das Urstromtal besonders intensiv. Hier sieht man die typische flache Landschaft, die von Kanälen, Wiesen und Wäldern geprägt ist.
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