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Kochkommode "Das Lokal"

Das Lokal

Wo kann man gut essen?

„Haha, du wirst denken, dass ich jetzt überall bin – als Lehrerin in deinem Yogakurs, als Leiterin im Kochkurs, und jetzt hier als Bedienung…“ Die braunhaarige Maja lächelt, und ist ein ansteckendes Lächeln im kalten Januar. Ja, so ist das in der Kleinstadt, man kennt sich, man mag sich. Doch, das soll eine seriöse Restaurantkritik sein. Jeder Berliner, der sich mal nach Brandenburg hinauswagt, kennt das Dilemma: wo kann man gut essen? Wirklich gute Restaurants sind auch heute noch in Brandenburg eher rar gesät.

Die kleine Liste wurde 2017 um ein Lokal in Eberswalde angereichert. Und hier sei schon gesagt: es ist wirklich schwierig, am Lokal – übrigens ein treffendes Wortspiel – etwas zu meckern zu finden. Wo jetzt das Lokal, mitten in der kleinen Altstadt, liegt, war vorher ein veganer Asiate. Er war ein Spin-off des vietnamesischen Lokals gleich nebenan. Obwohl Eberswalde über eine Hochschule für nachhaltige Entwicklung mit 2000 Studenten verfügt, war das vegane vietnamesische Restaurant kaum ausgelastet. Das kann man vom „Lokal“ nicht behaupten. Es hat zwar nur drei Tage pro Woche geöffnet, doch an diesen Tagen ist es schwer, einen freien Platz zu bekommen.

Das hat seinen Grund. Das Konzept des Lokals ist es, beste Rohstoffe aus der Region mit großer Handwerkskunst zu verarbeiten und dann nett zu servieren. So einfach ist das, und so schwierig. Der langgezogene Gastraum ist bestückt mit sehr bequemen Massivholzstühlen, Holztischen und zwei oder drei Bildern, die lustige Tiere zeigen. Auf den Tischen fehlen Salzdosen und Pfefferstreuer, was allerdings für das Lokal spricht. Den schon beim ersten Bissen merkt man, dass Salz und Pfeffer dem, was auf dem Teller ist, nicht guttun würde. Die Rindssuppe mit Wurzelgemüse und Flädle ist eine echte Knochenbrühe, selbst hergestellt und strotzt vor Aroma. Salz? Pfeffer? Nebenan wird die Kürbissuppe serviert, eine reichhaltige Portion mit gerösteten Kürbiskernen und Kürbiskernöl. Das Hauptgericht, Käseknödel mit Wintersalaten wie Möhre, Rote Beete und Weißkohl, gebettet auf Pastinakenpüree, ist auch für Fleischesser eine Offenbarung.

Bio Zutaten für traditionelle Gerichte und kreative Extravaganz

Bio-Gemüse aus dem Umland hat, das wird hier klar, wesentlich mehr Eigengeschmack als „normales“ Gemüse. Beim Dessert wird nicht gekleckert: auf der Karte (die ist nur vorläufig, wie Maja betont), stehen Apfel Crumble mit Salzkaramellschaum, Kürbiskern Pannacotta, Creme Brulee mit handgepflückten Rosenblättern und Schokomousse mit Glühweingel (!) und gepufftem Buchweizen. Insgesamt bietet die Karte eine gute Mischung für Traditionalisten und Menschen, die auch mal etwas extravagantes probieren möchten.

Für Vegetarier ist gut gesorgt, doch auch Fleischesser bekommen das ihre: zum Beispiel Angermünder Rotweinbraten oder Boeuf Stroganoff, die beiden teuersten Gerichte. Denn die Tiere, deren Fleisch hier verarbeitet wird, hatten ein würdiges Leben auf Bio-Höfen wie der von Gut Kerkow in der nahen Uckermark bei Angermünde. Nicht nur das Essen, auch ein Großteil der Getränke kommt aus der Region. Es gibt hervorragendes Bier von den beiden neuen Mikrobrauerein „Kati“ aus dem Eberswalder Rofinpark und „Barnimer Brauhaus“ aus Hohenfinow, ein Nachbarort von Eberswalde. Der Obstwein kommt von der Uckermärker Manufaktur Gutshof Kraatz, der zum Teil Obst von Streuobstwiesen verwertet, und sogar der Wein ist aus Brandenburg, nämlich vom Bio-Weingut Klosterhof Töplitz bei Werder oder von Naturweine 17 morgen aus dem Bezirk Teltow-Fläming. Eberswalde hat mittlerweile auch eine Kaffeerösterei, die Waldstadtrösterei, die im Lokal unter anderem Lupinenkaffee anbietet. „Lokal“ ist also wirklich ein passender Name für das Restaurant.

Bevor die drei jungen Betreiber das Lokal eröffneten, haben sie mit ihrer „Kochkommode“ auf verschiedenen Märkten Erfahrung gesammelt. Einer der drei, Emil, hatte in Biarritz als Koch gearbeitet, und dann an der Eberswalder Hochschule ökologischen Landbau und Vermarktung studiert. „Unsere Philosophie ist es, die Vielfalt der Kulturpflanzen und die Schönheit der Natur um uns herum zu bewahren“, steht auf Internetseite des Lokals. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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